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GL I

Grundlagen der Gestaltung 1
Wahrnehmung: Das menschliche Auge, Gestaltgesetze, Übungen

Prof. Felix Beck, Anton Chertkov (Tutor)
Dienstag, 6. April 2021
Online Session via Zoom


Prelude: Housekeeping & Organisatorisches

  1. Anwesenheitsliste checken
  2. Probleme und Fragen zu Sciebo, Zoom, Mattermost, DokuWiki und allen anderen Dingen…?
  3. Kommentare zu Podcast: Anwesenheit und Mitarbeit… ⇒ Anwesenheitsliste ⇒ Benotung

    Was müssen Sie leisten? Was wird von mir erwartet? Wann bin ich fertig? ⇒ Als Designer ist man niemals fertig. Die gestellten Aufgaben sollen bestmöglich bearbeitet werden. “Wenn Sie sich im Studium ausruhen, weil Sie der Meinung sind sie könnten etwas schon, werden Sie sehr schnell sehen, wie Sie von Ihren Kommilitonen überholt werden.” Prof. Uli Schwarz, UdK Berlin, 2003.

  4. Fragen zur Liste der Dinge die man für das 1. und 2. Semester braucht?

Aufwärmübung

Übung 1: Ordnen Sie die Begriffe Takete und Maluma den unten stehen Formen zu.1)

Übung 2: Zeichnen Sie nun die Begriffe Bouba und Kiki.

Posten Sie ein Foto Ihrer Ergebnisse in Mattermost.

⇒ Sie sehen, dass man durch bestimmte Anmutungen bestimmte Empfindungen auslösen kann. Wir wollen heute ein wenig mehr darüber heraus finden wie man in der Gestaltung mit solchen und ähnlichen Phänomenen arbeiten kann.

Das menschliche Auge

  • Anatomie des Auges
  • “Entdeckung” der Retina im Jahr 1625
  • 120 mil. lichtempfindliche Zellen der Netzhaut:
    • Stäbchen: Zuständig für Skotopisches Sehen (Helligkeitsunterschiede, Graustufen)
    • Zapfen: Zuständig für Fotopisches Sehen (Farbsehen/Tagsehen)
    • Mesopisches Sehen (Beispiel Mondschein)
  • Rolle von Licht
  • Entstehung von Farbe
  • Sehnerv (1 mil. Sehnervenfasern)
  • Auge ⇒ Gehirn








Die Gestaltgesetze – Gesetzmäßigkeiten der Wahrnehmung

Aus dem Buch 2d Visuelle Wahrnehmung2): “Wenn Lichtstrahlen das Bild unserer Umgebung auf die Netzhaut zeichnen, löst dies eine Kette höchst komplizierter neuronaler Prozesse aus, deren Ergebnis die Wahrnehmung der Umgebung ist. In Sekundenbruchteilen, d.h. ehe noch die bewusste Verarbeitung des Geschehenen einsetzen kann, werden dabei die im Auge eintreffenden Informationen nach bestimmten Regeln geordnet und gedeutet. (…) Etwas zu gestalten heisst in jedem Fall, die (…) Phänomene anzuwenden.

Die Gestaltgesetze (Gesetze des Sehens, 1935) basieren auf den in den 1930ern von Max Wertheimer weiter untersuchten und beschriebenen Erkenntnissen zur menschlichen Wahrnehmung. In seiner Veröffentlichung wurden über einhundert Regeln beschrieben, deren Anwendung bis heute Gültigkeit haben und in ihrer Anwendung Einfluss auf die Gestaltung nehmen.

Im Zusammenhang mit der Untersuchung der Gestaltgesetze entstanden in den 1970ern an der Hochschule für Gestaltung Offenbach am Main (HFG Offenbach) eine Reihe von Ordnungs- und Komplexitätskategorien, die als nachfolgende formal-ästhetische Dichotomien beschrieben werden:

simpel ⇔ kompliziert
regulär ⇔ irregulär
geschlossen ⇔ offen
homogen ⇔ heterogen
symmetrisch ⇔ asymmetrisch
klar ⇔ unklar
innerhalb eines Rahmens ⇔ außerhalb eines Rahmens
ausbalanciert ⇔ aus dem Gleichgewicht
vertraut ⇔ neu

Sehen lernen – Einige Beispiele

  • Grenzen der Unterscheidung
  • Kontrast
  • Relativität der Farbe
  • Linie aus Punkten
  • Gruppen,
  • Leserichtung
  • Figur-Grund Beziehung
  • Präferenzen
  • Relativität von Größe, Richtung, Form
  • Raum durch Farbe
  • Raum durch Winkel und Kurven
  • Raum durch Verkürzung
  • Raum durch Licht uns Schatten
  • Kausalität
  • Bewegung und Zeit
  • Emotion

Pause 20 min

Übungen zur Komposition und Wahrnehmung

Aufteilung der Gruppen in Zoom Breakout Rooms

Übungen mit dem Ziel das visuelle Differenzierung- und Urteilsvermögen zu schulen und intensiver zu sehen:

Übung 3: Schneiden Sie mehrere schwarze Punkte verschiedener Größe und fünf schwarze Balken gleicher Größe aus.

Legen und verschieben Sie diese auf einem Blatt Papier. Blicken Sie dabei möglichst senkrecht und immer im gleichen Abstand auf ihr neutral ausgeleuchtetes Blatt.

  • Mit einem Punkt: Finden Sie die visuelle Mitte. Untersuchen Sie was passiert, wenn dieser Punkt ein wenig nach oben oder unten rutscht, oder nach links und rechts verschoben wird.
  • Mit drei schwarzen Balken: Stellen Sie in der Blattmitte ein “H” dar. Richten Sie dabei die Balken so aus, dass ein visuelles Gleichgewicht ansteht und zwar in Bezug der schwarzen Balken zueinander, aber auch in Bezug des schwarzen H zum weißen Untergrund. Wenn Sie mit dem Ergebnis zufrieden sind, rotieren Sie das Blatt um 180°. Was können Sie beobachten? Begründen Sie Ihre Überlegungen.

Übung 4: Nehmen Sie alle schwarzen Punkte und Balken hinzu und stellen Sie auf weißem Untergrund folgende Begriffe dar und dokumentieren Sie die Ergebnisse jeweils mit einem Foto: Bewegung, Raum, Entspannung, Stress. Anmerkung: Die Interpretation solcher visueller Darstellungen ist oft verschieden und es gibt kein falsch oder richtig. Das Ergebnis ist abhängig vom Individuum und resultiert/variiert je nach persönlichen Erfahrungen, sowie der psychologischen und physiologischen Verfassung des Betrachters. Je geschulter Ihr Blick und desto größer die visuelle Erfahrung, desto differenzierter wird diese sein.

kurze Pause 5 min

Übung 5: Schneiden Sie jeweils in gleicher Größe drei Kreise, drei gleichschenklige Dreiecke und drei Quadrate aus einem gelben, einem roten und einem blauen DIN A3 Blatt aus. Wir brauchen folgende neun Formen:

Stellen Sie die Begriffe Kunst, Design, Kampf, Schlaf und Hobby mit drei der Formen dar. Sie sind frei in der Wahl der Form und Farbe. Diese dürfen sich überlagern oder im Anschnitt zu sehen sein.

“Die für das Bauhaus charakteristische Zuordnung der drei Grundfarben Rot, Gelb und Blau zu Quadrat, Dreieck und Kreis geht auf eine Umfrage Kandinskys am Weimarer Bauhaus zurück. Die Mehrzahl der Befragten schloss sich seiner Argumentation an. Es gab jedoch auch Kritik, so beispielsweise von Oskar Schlemmer. Die vermeintlich empirisch gestützte Farb-Form-Zuordnung, die schnell zu einem Markenzeichen für das Bauhaus wurde, genießt noch heute ungebrochene Popularität.” 3)

Hausaufgaben

Hausaufgaben für nächste Woche (13.04.)

  1. Vervollständigen und beenden Sie die oben aufgeführten und im heutigen Kurs begonnen Kompositions- und Wahrnehmungsübungen (Übungen 3–5). Laden Sie Fotos Ihrer Ergebnisse in Ihren Sciebo Ordner.
  2. 3x Karte Leonardo Campus (Kreise, Linien, Dreiecke)
1)
Experiment des Gestaltpsychologen Wolfgang Köhler, 1929
2)
2d Visuelle Wahrnehmung, Elementare Phänomene der zweidimensionalen Wahrnehmung. Ein Handbuch für Künstler und Gestalter., Moritz Zwimpfer, Niggli Verlag, Sungen, 1994
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